Als Gott der Herr die Welt erschuf,
da dachte er vor allen Dingen an sein geliebtes Wellendingen
News
Unser Vorstand
Robert Baier, Zunftmeister
seit 2005 im Narrenrat; war ab 2009 Vize und seit 2011 an der Spitze der Zunft
Gerd Angst, Vizezunftmeister
seit 2003 im Narrenrat und seit 2015 Vize. Gerd ist unser "Hans-Dampf in allen Gassen"; Multitalent und in der ganzen VSAN bekannt. Meist im Hexenreiter anzutreffen. Ist auch unser Brauchtumsbeauftragter und für sonstige schwierige Aufgaben zuständig.
Jochen Küfner, Säckelmeister
seit 1994 im Narrenrat und seit 2000 Säckelmeister.
Reiner Hermann, Schriftführer
seit 2008 im edlen Rat.
Unsere Narrenräte
Matthias Vitt
Narrenrat seit 2007. Ist weltbekannt für seine Pommes-Herstellungs-Künste.
Sven Blache
seit 2005 im Narrenrat. Unser kreativer Produzent für allerhand Abzeichen und Orden.
Steffen Leibold
Im Narrenrat seit 2009. Steffen ist unser Reiseplanungs- und Tombola-Spezialist.
Jonas Maier
Seit 2013 im edlen Rat. Zuständig für gute Laune und Social Media (Facebook, Instagram).
Sascha Pfeiffer
Narrenrat seit 2013. Zuständig für die Getränkebeschaffung, Barbewirtung, Winterdienst und Dauer-Lächeln. Manchmal auch im Hexenreiter.
Felix Hermann
Im Probejahr 2016 und seit 2017 im Narrenrat. Sohn des Strohbärmeisters.
Marcel Klaiber
Im Probejahr 2016 und seit 2017 im Narrenrat. Zuständig für Mitgliederverwaltung.
Maximilian Schwarz
genannt Maxi. Im Probejahr 2018 und seit 2019 im Narrenrat.
Jonas Hermann
Im Probejahr 2019 und seit 2020 im Narrenrat.
Bernd Klaiber
Im Probejahr 2019 und seit 2020 im Narrenrat.
Andreas Peter
Seit 2020 Member des edlen Rates.
Sascha Banholzer
Seit 1994 im Narrenrat. Seit 1999 zuständig für Internet-Auftritt.
Hannes Amann
seit 2022 im Narrenrat.
Zunftgeschichte
1924 Gründungsjahr
1925 Gründung eines Elferrates, dessen erster Narrenvater Alfred Peter (Sonnenwirt) war. Um den Kassenbestand zu organisieren, wurde eine “Kollekte” im Ort durchgeführt. Von diesem Geld wurden zwei Narrenkleider angefertigt.
1934
Am 6. Januar werden in einer Sitzung die “ungewählten” Elferräte von einer Versammlung gewählt und ihr Bemühen ist es, mehr Werbung für neue Narrenkleider zu betreiben.
1938
Erstmals wird ein Narrenbändel (Sprungbändel) angeschafft und eine Kleiderordnung (weißer Unterlegkragen, Manschetten, Narrenband) festgelegt.
1939
Am Fasnetssonntag wird beim Zunftball eine Revue aufgeführt. Eigens dafür wird eine Tanzlehrerin aus Rottweil engagiert. Um die Tänze einzustudieren muß die Tanzgruppe extra nach Rottweil ins Hotel Paradies. Am Montagsumzug kommt eine Bauernhochzeit zur Aufführung, bei der fünf Gespannwagen durch den Ort fahren. Zwischendurch wird Halt am Rathaus gemacht, um die Trauung zu vollziehen, damit die Gesellschaft anschließend im Adler gebührend feiern kann. Vor Antritt des Narrensprunges muß jeder Teilnehmer 1 Mark hinterlegen, die er “bei ungebührlichem Verhalten im Umzug” verliert. Diese
Fasnet wird im großen Stil aufgezogen und gefeiert. Aus heutiger Sicht könnte man meinen, sie wußten der Dinge die da kommen.
1947
Erste private Zusammenkünfte finden statt, um die Fasnet neu aufleben zu lassen. Am 9. Januar wird bei Josef Schauber der neue Elferrat zusammengestellt. Dringenstes Vorhaben ist es die “amtliche Gründung” vorzunehmen. Große Schwierigkeiten bereitet auch die Saalfrage für die Zunftveranstaltung. Das Schlössle ist durch den Liederkranz besetzt und der Adlersaal ist durch die Besatzer verwüstet. Doch wird er unter größten Anstrengungen einigermaßen hergerichtet. Bei der ersten Vollversammlung am 19. Januar werden 26 Narrenkleider gezählt und am 21. Januar wird die Satzung beschlossen.
1948
Am Drei-Königs-Tag wird erstmals das Abstauben in Frack und Zylinder von zwei Elferräten durchgeführt. Eine Zählung von Narrenkleidern ergibt am 18. Januar eine stattliche Anzahl von 46 Stück, wovon 19 Neue sind. Bei der Fasnetssonntags-veranstaltung überreicht Marzell Peter dem Elferrat einen Führerstab mit der Bemerkung: “Es sei dies ein Symbol der Hl. Drei
Könige und möge alljährlich beim Abstauben der Schellen sowie im Narrensprung voraus getragen werden.” Diese Veranstaltung drohte aus allen Nähten zu platzen, da der Adlersaal völlig überfüllt war. Die Beteiligten waren sich einig, dass so etwas in Wellendingen bis dato noch nicht stattgefunden hat.
1950
Beschluss über die Anschaffung eines Kostüms für Vorstand und Narrenvater. Teilnahme am alemanischen Narrentreffen in Radolfzell unter der Bedingung , dass die Mitgliedschaft bei der Vereinigung schwäbisch-alemanischer
Narrenzünfte beantragt wird. Absage durch Präsident Fischer (Villingen) der Teilnahme in Radolfzell wegen zu später Anmeldung bei der Vereinigung. Es werden etliche Anstrengungen unternommen, um doch noch teilzunehmen. So geht man nach Rottweil zum 2.Präsident der VSAN Herrn Villinger, um unser Narrenkleid wegen eventueller Nachahmung oder
Abänderungen des Rottweiler Narrenkleides begutachten zu lassen. Es kommt zu keinerlei Beanstandungen, weshalb niemand die Absage versteht. So konzentriert man sich auf die Fasnetsvorbereitungen, vor allem auf die Kostümprämierung am Samstag, bei der sich 13 Einzelfiguren und eine Gruppe dem Preisgericht stellen. Erstmaliges Auftreten an der Fasnet des Narrenvaters im Purpurmantel mit Mütze.
1952
Hauptsächlich wird in diesem Jahr, außer der üblichen Fasnet mit ihren Saalveranstaltungen und Umzügen, die Aufnahme in die Vereinigung schwäbisch-alemannischer Narrenzünfte vorangetrieben. Eine Delegation von drei Elferräten (Marzell Peter, Josef Hafner sen. und Josef Schauber) fährt am 13. Januar nach Gengenbach zur Hauptversammlung der VSAN.
Das Anliegen der Mitgliedschaft wird Präsident Fischer vorgetragen, doch Gehör findet man erst mittags beim neu gewählten Präsidenten Zehnder, der sich unser annimmt. Und am 26. Januar ist es soweit: die Bestätigung der Mitgliedschaft in der VSAN ist in Wellendingen eingetroffen. Von dieser Zusage hing auch die Anmeldung nach Rottenburg ab, welche dann sofort weggeschickt wird. Am 3. Februar fährt man mit 30 Personen zum großen Narrentreffen nach Rottenburg.
1953
Anschaffung einer einheitlichen Elferratsuniform wird diskutiert. Josef Hafner und Josef Schauber erklären sich bereit für je einen Mantel den Stoff zu bezahlen. Ein weiterer soll aus der Zunftkasse finanziert werden. Desweiteren werden einheitliche Elferratsmützen angeschafft (Herstellung Frau Emilie Hermann). Bei der Generalversammlung tritt Marzell Peter als Vorstand und Narrenvater zurück. Dieses Amt übernimmt nun Josef Hafner. Auch wird der Mitgliederstand veröffentlicht, wobei die Zunft auf nunmehr 69 Mitglieder zählen kann. Am 25. Januar nimmt man am Narrentreffen in Bonndorf, das alle Erwartungen übertrifft, teil. Beim Umzug am Montagmorgen beteiligen sich 48 Schellnarren.
1954
Marzell Peter wird zum Ehrenzunftmeister ernannt. Es wird ein eigens für Wellendingen geschriebener Narrenmarsch in Auftrag gegeben. Beim Narrentreffen in Donaueschingen, das mit über 40 Personen besucht wird, kommt beim Festbankett am Samstagabend der neue Wellendinger Narrenmarsch zur Uraufführung (Komposition: Gustav Lotterer (Musikdirektor aus
Tuttlingen) Text: Marzell Peter). Die Zahl der Narrenkleider beträgt 55 Stück.
1956
Beteiligung von 36 Narren am Narrentreffen in Riedlingen/Donau, was der Zunft einen ersten Auftritt im Fernsehen in der Wochenschau beschert. Fertigstellung der zwei Jungstörche, die erstmals am Montagmorgen den großen Storch und das Brautpaar begleiten. Im November besucht der Süddeutsche Rundfunk Wellendingen, um den Narrenmarsch aufzunehmen.
1958
Aus der Generalversammlung kommt die Anregung, die Narrenzunft solle eine Haussammlung durchführen, um neue Mäntel für den Elferrat anfertigen zu lassen. Dies wird damit begründet, daß die Zunft immer mehr Auftritte auswärts wahrnimmt, und die bisherigen Mäntel recht unansehnlich sind. Die Haussammlung wird vom Bürgermeister genehmigt, so dass der Elferrat von Haus zu Haus ziehen kann. Mit einem guten Ergebnis im Rücken werden zehn neue Kostüme im Gesamtpreis von 1.250,- DM bei Hermann Frittrang in Frittlingen in Auftrag gegeben.
1959 Erstmals stattet uns der Präsident der VSAN, Herr Zehnder, einen Besuch ab.
1962
Freundschaftstreffen am 17./18. Februar in Wellendingen. Teilnehmer: 20 Zünfte, 12 Musikkapellen und Spielmannszüge, (ca. 8000 Zuschauer)
1969 Hauptversammlung der VSAN in Wellendingen
1970 Neuanfertigung des großen Storches
1971 Ringtreffen mit 11 Zünften der Fasnetslandschaft Neckar-Alb in Wellendingen
1974 15./16. Juni: Einweihung des Narrenbrunnens anläßlich des 50.-jährigen Jubiläums unserer Zunft.
1975
Am Fasnetssamstag kommt erstmals der neukomponierte und getextete Hexenmarsch zur Aufführung (Text: Karl Fehr, Musik: Hubert Banholzer)
1976
Neueinkleidung des Narrenrates kostet insgesamt 6.000,- DM. Nach einigen Diskussionen wird der Beschluss gefasst, die Hexen nur an der örtlichen Fasnet auftreten zu lassen, da keine Genehmigung der Vereinigung vorliegt.
1978 Josef Hafner jun. wird einstimmig zum neuen Zunftmeister gewählt.
1980 Erstmaliges durchbrechen der “Schallmauer” von 100 Narren am Montagmorgen im Narrensprung.
1983
Völlig überraschend verstirbt unser langjähriger Zunftmeister und Ehrenzunftmeister Josef Hafner sen. im Alter von 66 Jahren.
1984 Generalversammlung wird auf den Abend vor Dreikönig verlegt. Am Montagmorgen sind 144 Narren unterwegs.
1985
Narrentreffen der Landschaft Neckar-Alb vom 01./03. Februar anlässlich des 60.-jährigen Jubiläums der Narrenzunft Wellendingen mit über 3500 Umzugsteilnehmern. Erich Peter führt eine Bestandsliste der Narrenkleider mit folgendem Ergebnis: 171 Narrenkleider und 15 Kinderkleidle
1988
Beim traditionellen Narrensprung am Montagmorgen wird mit 222 Narrenkleidern erstmals die 200-er Marke durchbrochen.
Tod unseres langjährigen Zunftmeisters, Ehrenzunftmeisters und Schriftführers Marzell Peter.
1991
Renovierung des Narrenbrunnens mit abschließendem Brunnenfest (24./25. August), bei dem wieder einmal Wasser zu Wein wird.
1992 Kauf des “Milchhäusles”
1994 Einweihung der Zunftstub
Unsere Zunft
Wellendingen, der äußerste Narrenort im Westen der Fasnetslandschaft Neckar Alb, liegt an der alten “Schweizerstraße” von Stuttgart nach Schaffhausen. Aus der früher rein bäuerlichen Siedlung wurde ein Ort mit heute über 2000 Einwohnern, dessen Wirtschaftlichkeit in einer Vielzahl von Handwerks- und Gewerbebetrieben liegt. Die “Regierung” des Ortes liegt heute wie damals im Ortszentrum, dem ehemaligen Schloß und heutigem Rathaus, in dem die Adelsfamilie von Freyberg herrschte und den Ort und seine Fasnet mitgeprägt hat. Dies geht aus Aufzeichnungen vom ausgehenden 17. Jahrhundert hervor. Doch erste Hinweise auf die örtliche Fasnet datieren aus Gemeinderechnungen aus dem Jahre 1595, wo vom Ortspfarrer am Aschermittoch eine Weiberzeche auszurichten war und außerdem 5 Maß Wein an die “Pauern” (Bauern) und des Junkers Hofgesind ausgeschenkt wurden. Mit dem Ausrichten der Zeche wollte wohl der Ortspfarrer das närrische Treiben über den Aschermittwoch hinaus, was früher keine Seltenheit war, unterbinden. Dies läßt sich mit zahllosen Gegenmaßnamen wie z.B. dem Fasnetsverbot 1620 oder 1658 der Geldstrafe beim Tanz am Aschermittwoch belegen. So wurde auch die Weiberzeche 1659 nicht mehr entrichtet, was große Empörung in der Bevölkerung hervorrief. Bis ins 19. Jahrhundert zurück reichen die Überlieferungen von Fasnetsspielen beziehungsweise Fasnetstheatern, die in der Bevölkerung sehr beliebt waren und auch auswärtige Besucher angezogen haben. Die Tradition des Fasnetstheaters wird bis heute noch, zwar in einer etwas anderer Form, jedes Jahr beim Zunftball am Fasnetssamstag vom Zunftrat fortgeführt. Nicht nur die Rekonstruktion der geschichtlichen Begleitumstände liegt unserer Zunft am Herzen, sondern auch die liebevolle Pflege von Tradition und Brauchtum durch die gesamte heimische Bevölkerung, was sich in einer Vielzahl von närrischen Aktivitäten niederschlägt. Dies garantiert auch den Bestand und den alljährlichen Erfolg neben der erdrückenden Popularität der benachbarten Rottweiler Fasnet.
Unsere Narrenfiguren
Storch
Herausragende Einzelfigur und wohl einzigartig in seiner Erscheinung ist das Markenzeichen der Wellendinger Fasnet: der Storch.
Seine erste Erwähnung findet sich im Jahre 1886.
Diese überlebensgroße Figur wird von einem kleinen Brautpaar geführt und von zwei kleinen Störchen rechts und links begleitet. Der Storch,
vielerorts als Symbol der Fruchtbarkeit bekannt, schnäbelt während der Umzüge an jungen, hübschen Frauen, was schon bei mancher Wirkung in einem wahren Kindersegen zeigte.
Hexenreiter
Noch älter ist laut mündlicher Überlieferung eine weitere Einzelfigur der Wellendinger Fasnet, die nicht mehr wegzudenken ist: der Hexenreiter.
Der Hexenreiter ist in der Mode des ausgehenden 18. Jahrhunderts
gekleidet und besteht aus einer Hexe, die ihren Reiter auf dem Rücken
trägt.
Dieser soll noch älter sein, als der Strohbär. In seinem Gefolge waren immer eine Anzahl Hexen.
Das “Aufsagen” des Hexenreiters wurde so praktiziert, dass der
Hexenreiter wenn er eine entsprechende Person zum Aufsagen erblickte,
seine im Gefolge befindliche Hexe fragte: „Na Alte, was weißt du von
dem?“ Er neigte sich runter zur Hexe, als ob ihm die Hexe etwas wüßte
und er sagte dann – aha – worauf er dann sein Wissen um den Besagten
preisgab.
Dieses “Aufsagen” ist in der heutigen Fasnet jedoch nicht mehr üblich.
Schellnarr
Die Hauptfigur unserer Fasnet ist der Schellnarr, dessen Häs dem Maskenkostüm der Herren von Freyberg nachgebildet ist, welches im Schloss getragen wurde.
Zur Ausstattung des Schellnarren gehört eine Holzmaske, die dem Abbild
eines freundlichen Männergesichtes gleicht. Die Larve ist gefasst mit
Rosshaar und von einem Mäntelchen umgeben, das die Schultern bedeckt.
Abgerundet wird die Kopfbedeckung von einem wippenden Narrenhütchen mit
einem Federbusch. Auf dem aus ungebleichtem Leinenstoff bestehenden
Narrenhäs sind grüne, gelbe und rote Streifen aus Gmünder Leinen
aufgenäht, die ca. 4 cm breit sind. Das Mäntelchen (Kopfstück) hat einem
10 cm breiten schwarzen Samtabschluss mit Kordelverzierung. Die Jacke
hat einen schwarzen Brusteinsatz aus Samt, die Hose einen schwarzen
Samtabschluss, jeweils mit Kordelverzierung.
Der Schellnarr trägt über die Schultern hängende, auf Brust und Rücken
sich kreuzende Lederriemen mit Narrenglocken (Gschell), fachmänisch auch
Rollen genannt. Am Handgelenk baumelt die mit Sägemehl gefüllte
Narrenwurst, die in den gleichen Farben gehalten ist, wie das Narrenhäs.
Viele unserer Narren haben auch eine Narrenschere, die im geöffneten
Zustand, je nach Größe, bis zu 4 Meter lang sein kann. Zum Narrenhäs
selber werden ein weißes Hemd, weiße Handschuhe und schwarze Schuhe
getragen. Beim großen Narrensprung am Montagmorgen nehmen über 260
dieser einheitlichen Kleidle teil, insgesamt haben wir in Wellendingen
von diesem Narrenhäs ca. 350 Stück.
Strohbär
Wohl die älteste Figur in Wellendingen ist der Strohbär. Wann er erstmals angefertigt wurde, ist einfach nicht mehr feststellbar. Bekannt ist nur, dass er fast immer dabei war, obwohl sich nur wenige junge Männer bereiterklärten sich einbinden zu lassen.
Alljährlich am Fasnetsdienstag erklärt sich ein junger, kräftiger
Bursche der Gemeinde bereit, sich in handgemähtes Stroh einbinden zu
lassen. Durchs Dorf getrieben wird der Bär seit je her von 4-5 Treibern, die im
schwarzen Domino (sprachgebräuchlich „Kutte“ genannt) den Bär vor sich
her treiben und ihm mit Peitschenhieben die Richtung geben. Solche
Kutten wurden früher zum Maschkern und zur Straßenfasnet getragen.
Diese sind außer zum Strohbärtreiben fast gänzlich aus der Ortsfasnet verschwunden.
Aus einer älteren Erzählung gab es in Wellendingen einen Mann, der diese
Strapazen viele Jahre auf sich nahm, weshalb er auch im Volksmund “Der
Bär” genannt wurde. Das beinhaltete auch, dass er das ganze Jahr über
mit dem Namen geneckt wurde. Kam man in das Gasthaus, in dem er saß und
einer sagte “Bär” zu ihm, war seine Reaktion: “Ein Glas Bier!” So soll
er ab und zu auf 10-20 Glas Bier gekommen sein und er ging nicht heim,
bevor all diese Spenden verquantet waren.
Dieser Mann soll oft zwei Tage im Strohbär eingebunden gewesen sein und
wurde dann abends nicht von seiner Strohlast befreit, sondern voll
uniformiert in einen Stroh- oder Heuhaufen in der Scheuer der
Gaststätte, in der man sich gerade aufhielt gelegt (geworfen).
Seine Reklamation lautete oft: “Der Bär hätt durscht und wenn er nix zum Saufa griagt, no goht er raus”.
Bekannt ist auch, dass Wellendinger Holzfuhrleute die in einer Gemeinde
auf dem Heuberg Holz rückten, sich mitten im Sommer einen Strohbär
anfertigten und durch diese Ortschaft getrieben haben. So soll in der
Zeit um 1900 der „Strohbär“ am Fasnets-Dienstag in einem Handleiterwagen
liegend durch das Dorf transportiert worden sein. Im Gefolge begleitet
von Bauern mit Dreschflegeln, Sensen, Rechen, Gabeln usw. Endstation war
das ehemalige Gasthaus zur Sonne. Dort wurde der Bär von seiner Last
befreit. Das Stroh durfte aber erst nach dem „Betzeit läuten“ verbrannt
werden. So endete in Wellendingen früher das fasnächtliche Treiben.
Das Strohbärtreiben war so beliebt bei uns, dass sich sogar Frauen dazu
gesellten. Das Binden des „Strohbärs“ dauerte Stunden. Da kein mit dem
Mähdrescher gedroschenes Stroh verwendet werden kann, muss dieses
jeweils von Hand mit der Sense geschnitten werden. Der „Strohbär“ soll
in früheren Zeiten in unserer Gegend vielerorts gebräuchlich gewesen
sein.